Ausklang in Ermoupoli

Zum letzten Mal in diesem Frühjahr wollten wir die Segel setzen, um von Finikas nach Ermoupoli zu kommen. Da Michael jedoch davon ausging, dass die polnische Crew des neben uns liegenden Katamarans ihren Anker über unsere Ankerkette geworfen hatte, suchte ich die Jungs zunächst in dem kleinen Hafenort. Bereitwillig gingen sie an Bord und bereiteten sich auf ein mögliches Manöver vor. Es kam wie es kommen musste:

Nach einer Weile gaben sie unseren Anker frei und wir verabschiedeten uns freundlich. Tags zuvor hatte Michael schon eine kleine Reparatur am KAT durchgeführt und der Skipper war zum Dank mit zwei Sixpacks Bier zu einem netten Gespräch rübergekommen.
Wir konnten noch richtig schön segeln und genossen den letzten Schlag. Nachdem wir die Segel eingeholt und den Motor angestellt hatten, um in den Hafen einfahren zu können, gab es dann noch eine Schrecksekunde: Der Motor schlug Alarm wegen zu hoher Temperatur. Also Motor abgestellt, Genua raus und vom Land freigehalten. Es fehlte Kühlflüssigkeit. In Schleichfahrt und immer mit Blick auf die Fähren gelangten wir schließlich zum Stadthafen.

Die Seele des Stadthafens ist der Hafenmeister, der von morgens bis abends mit seinem Moped unterwegs ist, genaueste Instruktionen gibt und jeden Tag mit einem neuen Outfit überrascht:

Im Stadthafen konnten an drei Seiten Schiffe anlegen. Auch große Schiffe fanden hier ihren Platz und so wirkte der Hafen jeden Tag anders. Günstig war es außerdem. Da wir weder Strom noch Wasser brauchten, zahlten wir für zwei Nächte gerade mal 20 €. Auch große Yachten sollen nicht mehr als 50 € pro Nacht bei vollem Service bezahlt haben.

Starker Schwell stand immer dann im Hafenbecken, wenn eine der vielen Fähren am Fährhafen anlegte. Deswegen mussten die Boote mit sicherem Abstand zur Kaimauer gut vertäut werden.

Ermoupoli gefiel uns gut. Besonders der großzügige Miaouliplatz aus dem 19. Jahrhundert mit seinen prachtvollen klassizistischen Gebäuden und der üppigen Palmenpracht verleiht der Stadt ein großstädtisches Flair. Der Platz wird von der Bevölkerung - besonders abends - intensiv genutzt. Begibt man sich vom Hafen in den Ort, beginnt das Treppensteigen - zumindest für die Fußgänger. Auf Umwegen kommen auch Mopeds - das meist genutzte Verkehrsmittel - und Autos zum Ziel.

"Man sieht sich im Leben immer zweimal" schoss es uns durch den Kopf, als am zweiten Tag im Stadthafen ein großer Katamaran den frei gewordenen Liegeplatz an unserer Backbordseite ansteuerte. Es war die polnische Crew, die nach einem Party-Ausflug nach Mykonos in Ermoupoli festmachte. Um es kurz zu machen: Als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zur Werft zum Lift Out machten, musste der KAT auch ablegen, weil seine Ankerkette wieder über unserer lag. 🙃