Über Tilos nach Kos

Am Sonntag, den 20. Oktober fuhren wir bei Windstille die knapp 25 Meilen von Panormitis nach Tilos. Wir konnten unterwegs kochen und in aller Gemütlichkeit essen, anschließend einen Kaffee trinken und unser „Dauerbrennerspiel“ Dizzle spielen. Auch mal schön. So kamen wir recht entspannt nach viereinhalb Stunden im kleinen Hafen von Livadia an. Wir fanden noch problemlos einen Platz, während es in den nächsten zwei, drei Stunden immer voller wurde. Als im Hafen, trotzdem einige Boote schon im Päckchen lagen, kein Platz mehr war, schickte der Hafenmeister den dann einlaufenden Katamaran vor Kopf an die Mole, die die Hafeneinfahrt markierte. Dazu legten sich noch zwei weitere Katamarane ins Päckchen. Mehr ging jetzt wirklich nicht, so dass alle weiteren Boote vor dem Strand ankern mussten.

Nun setzte auch der angekündigte starke Wind ein. Abends beobachteten wir, dass Segler, die mit dem Dinghy übergesetzt hatten, Probleme hatten, wegen des Windes und des Wellengangs wieder zu ihrem vor Anker liegenden Boot zurückzukehren. Wir unternahmen noch einen ausgedehnten Spaziergang am Strand und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.

Tilos ist bekannt für seine artenreiche Flora und Fauna. Über 100 Vogelarten sind auf der Insel heimisch. Die Krähenscharbe, der Eleonorenfalke und der Habichtsadler wurden hier wieder erfolgreich angesiedelt. Für Tausende von Zugvögeln bietet das 63 Quadratkilometer große Eiland im Frühjahr und Herbst eine wichtige Rastmöglichkeit. Im Jahr 1993 setzten die Einwohner mit einer Hafenblockade das Jagdverbot auch gegen auswärtige Jäger durch. Das trägt, neben dem direkten Schutz der Vögel, dazu bei, dass Raubvögel ausreichend Nahrung finden. Tilos ist mit seinem strikten Artenschutz einzigartig auf den Dodekanes.

Ziel unserer kleinen Radtour mit anschließender Wanderung am nächsten Tag waren die Ruinen von Mikro Chorio, einer kleine Stadt, die von ihren Bewohnern in den 1960-er Jahren verlassen wurde. Nur die Kirche wird noch gehegt und gepflegt.

Im Kirchhof trafen wir ein auf ein deutsch-englisches Paar, mit dem wir uns eine ganze Weile angeregt unterhielten. Neben uns waren sie die einzigen Besucher der verfallenen Stadt.

Auch wenn in Livadia schon viele Lokale geschlossen hatten, fanden wir nach einem abendlichen Strandspaziergang eine Taverne mit reduzierter Auswahl, aber ausgezeichnetem Essen.

Unser nächster Zwischenstopp auf dem Weg nach Kos war die kleine Insel Gyali gegenüber von Níssyros. Zu Beginn hatten wir eine ordentliche Welle gegen uns, im späteren Verlauf segelten wir hart am Wind mit gerefften Segeln und kamen gut voran. Gyali, vulkanischen Ursprungs, wird industriell genutzt und ist praktisch unbewohnt.

Wir ankerten in Schlagdistanz zu einer Verladerampe für Bimsstein, der hier abgebaut wird. Uns war es egal. Wir setzten mit dem Dinghy über, um uns auf die Suche nach Obsidianen zu machen, die wir in großer Zahl am Nordstrand der Insel fanden.


Am nächsten Morgen noch ein Blick nach Níssyros:

Wir planten einen kurzen Schlag nach Nordwesten Richtung Kefalos auf Kos. Doch wieder einmal übertraf der Wind die Vorhersage. Wir änderten unseren Plan und segelten auf einem 60 Grad Windkurs an der Südostküste von Kos entlang mit Ziel Kos Stadt. So wurden aus ursprünglich 11 nautischen Meilen 28. Als wir das Ostkap von Kos erreichten mussten wir - wie schon an vergleichbarer Stelle bei Rhodos - gegen Wind und Welle ansegeln und noch darauf achten, dass wir beim Kreuzen der Türkei nicht zu nahe kamen. Nach knapp sechs Stunden erreichten wir den Hafen von Kos und bekamen einen schönen Liegeplatz am Gästeanleger zugewiesen.
