Von Kalymnos nach Nisyros und zurück

Von Kalymnos nach Nisyros und zurück
Ausfahrt aus der Bucht von Lakki

Am Morgen des 2. Mai erledigten wir in Lakki noch unsere Einkäufe, bevor wir zwischen Leros und Kalymnos „die Seiten wechselten“, um dann an der Ostküste von Kalymnos zur Bucht Vathy zu segeln. Im Verlauf unseres Törns vereitelten wir ein Zusammentreffen mit einer Schnellfähre, die von achtern kommend, auch zwei Minuten vor dem potentiellen Aufeinandertreffen keinerlei Anstalten machte, von ihrem Kurs abzuweichen.😬

Schon die Einfahrt in die Bucht war beeindruckend. Durch die Felswände zu beiden Seiten wirkte sie wie ein kleiner Fjord.

Bucht von Vathy

Auf das Anlegemanöver hatte uns Oliver vorbereitet, dem wir in Lakki erzählt hatten, dass wir nach Vathy wollten. Wir fuhren das Manöver wie empfohlen und warfen den Anker nur wenige Meter vor der, dem Anlegesteg gegenüberliegenden, Felswand. Wir fuhren rückwärts und legten in aller Ruhe an, ohne uns von “Spongebob“, dem stets helfenden, aber wohl auch häufig wild gestikulierenden, Schwammverkäufer mit überdimensioniertem Schwamm auf dem Kopf, irritieren zu lassen. Auch darauf waren wir vorbereitet worden. 😉

Neben uns lag die „Stella“, die mit uns schon im Hafen von Lipsi gelegen hatte und deren Eigner wir im vergangenen Frühjahr auf der Kykladeninsel Kea kennengelernt hatten. Wie wir kommen sie aus Darmstadt.

Während ich einen Spaziergang durch den Ort und in die nähere Umgebung unternahm, zog es meinen Mann auf den Berg, wo er dieses herrliche Foto aufnahm:

Vathy von oben
Die Tui Manuka im Abendlicht

In der Nacht schuckelten der Wind und die Wellen unser Boot unsynchronisiert hin und her, so dass wir morgens sehr schnell den Entschluss fassten, den Hafen Pothia auf Kalymnos anzulaufen. Von unserem Besuch im vergangenen Herbst wussten wir, dass man in dem gut geschützten Hafen zumeist sehr ruhig liegt.

Anlegesteg und Hafenpromenade

Wieder einmal aktualisierten wir unsere Vorräte und erfreuten uns gleichzeitig am bunten Treiben im Ort. Abends suchten wir unsere Lieblings-Fischtaverne, das Mamouzelos, auf. Das Lokal ist bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt und gilt mit Fug und Recht als das beste Lokal vor Ort. Trotzdem sind die Preise moderat und die Portionen groß!

Raki sowie Dips als Gruß aus der Küche und ein geteilter Salat

Unter Segel ging es am nächsten Tag zur Vulkaninsel Nisyros, die wir bereits im Herbst besucht hatten.Wir planten, mit dem Rad zu fahren, Schwimmen zu gehen und zu wandern.

Blick auf Mandraki mit dem Kloster Spilianis

Auf Nisyros hat man die Möglichkeit im kleinen Hafen Mandraki festzumachen oder ein, zwei Meilen weiter östlich zur Marina nach Paloi fahren. Im ersten Fall ist man "mitten drin im Inselleben", ständig legen Fähren an und ab, kämpft man gegen Schwell, im Kafenion am Hafen sitzen die Einheimischen, ein Marineschiff legt zum Crewwechsel an, man muss am frühen Morgen gerne mal den Anlegeplatz wechseln, um für die erste Fähre Platz zu machen und Ort und Tavernen erreicht man in wenigen Minuten. Die Marina fühlt sich wie ein gut geführter Campingplatz an, liegt aber eher isoliert. Man bleibt als Segler unter sich.

Marineschiff und ankommende Fähre, die neben uns festmachte
Mit der Blue Swan als viertem Schiff konnte dann kein weiterer Segler anlegen.

Am Montag, den 5. Mai radelten wir die anstrengende Strecke zur Ostseite der Insel und belohnten uns mit einem Bad im Meer - herrlich. Insgesamt legten wir 20 km auf der hügeligen Uferstraße zurück.

Bestes Wetter auf Nisyros

Am Dienstag fuhren wir morgens um acht mit dem öffentlichen Bus bis hoch zum Kraterranddorf Nikiá, was zu unserer Überraschung nichts kostete. Wir wollten von dort oben am Rand der Caldera entlang bis nach Mandraki wandern. Schon der erste Blick in die Caldera mit dem Stefanoskrater war beeindruckend - auch wenn wir im vergangenen Jahr schon einmal hier oben gestanden hatten.

Damals waren wir nicht durch Nikia gelaufen, das holten wir dieses Mal nach:

Enge Gassen ...
... und dann dieser großzügige, zentrale Platz

Unseren Wanderweg fanden wir, wie so oft, nur mit der der Komoot-App. Und, wie so oft, war er schön bis abenteuerlich und durch die Disteln und das dornige Gestrüpp nicht immer angenehm zu laufen:

Zu Beginn der Wanderung und ...
... im weiteren Verlauf

Herrliche Ausblicke und zahlreiche Insekten, die wir beobachteten, entschädigten für die Mühen des Weges.

Blick in die Caldera aus westlicher Richtung

Im späteren Verlauf wurde der Weg zur Betonstraße, führte um die Berge herum und öffnete sich dann zum Küstenweg:

Unterwegs trafen wir genau zwei Personen: Eine ältere, durchtrainierte Schweizerin, die seit 15 Jahren Nisyros besucht und dort wandert und einen ebenfalls topfitten Tschechen, der als Kletterer eine Wohnung im Kletterparadies Kalymnos besitzt, schon mal mit dem Kayak von Piräus quer durch durch die Kykladen bis zum Dodekanes gepaddelt ist und jetzt mit voll beladenen Fahrrad unterwegs war und in den Bergen wild zelten wollte. Mit beiden unterhielten wir uns eine Weile angeregt und setzten dann unsere Wanderung nach Mandraki fort.

Am Abend drehte der Wind - anders als angekündigt - auf Südost. Somit stand starker Schwell im Hafen. Die Boote fingen heftig und oft gegengleich zu schwanken an. Nach der zweiten Wantenberührung mit unserem Nachbarboot stand fest: Wir gehen raus. Michael besprach sich noch kurz mit dem Hafenpolizisten, der mürrisch und mit dem Hinweis auf die erste Fähre am nächsten Morgen, die Erlaubnis gab, vor dem Hafenbecken zu ankern. Im Dunkeln konnten wir nur hoffen, dass der Anker sich nicht in den Steinen verhaken würde. Wir verbrachten eine etwas unruhige Nacht, lagen aber sicher. Lange vor Ankunft der ersten Fähre segelten wir am nächsten Morgen los. Der Anker hatte sich problemlos einholen lassen.

Wir setzten zunächst nur die Genua, weil der Wind direkt von achtern kam. Unangenehme Wellen hatten wir schon erwartet und wir wurden nicht enttäuscht!

0:00
/0:18

An der Westseite von Kos nutzten wir den Kapeffekt - der Wind verstärkt sich durch Umlenkung und Beschleunigung um das Kap herum - um schneller voranzukommen. War der Wind vorher eher gemächlich, erreichte er am Kap in Böen bis zu 30 Knoten. Für die letzte Teilstrecke nach Kalymnos setzten wir dann das Groß und segelten mit halbem Wind bis zum Hafen. Nachdem ich schon in Mandraki das Anlegemanöver gefahren war, legte ich auch in Pothia an. In beiden Fällen unter optimalen Bedingungen- kein starker Wind und ausreichend Platz, aber immerhin!

Man könnte meinen, man hätte nach uns Ausschau gehalten …
… und würde uns mit offenen Armen empfangen 😉

Der lebhafte Hafen wird eingerahmt von hohen, felsigen Hügeln. Auf der Westseite thront ein Frauenkloster, auf der Ostseite eine Kirche:

Pothia mit Kloster Agios Savvas
Ostseite mit Kirche und auf den Fels gemalter Fahne

Abends aßen wir wieder in der Fischtaverne am Hafen. Bevor wir am Donnerstagmorgen aufbrachen, kauften wir noch in einer traditionellen Bäckerei ein. Die junge, ausgesprochen freundliche, Verkäuferin lud uns ein, das ein oder andere zu probieren. Es schmeckte alles! Zusätzlich zu unserem Einkauf schenkte sie uns noch verschiedenstes Gebäck und schließlich ein nach Anis riechendes kleines Brot. Sie erklärte uns, was in Kaffee getunkt gut wäre und was man zum Ouzo essen sollte. Wie nett!