Zurück auf Samos

Die Ostertage verbrachten wir mit der Familie in Darmstadt. Am Ostermontag flogen wir zurück nach Samos und fanden unser Boot wohlbehalten in der Samos Marina bei Pythagorio vor.

Wir nutzten den Dienstag um unsere Vorräte aufzufüllen, das Boot zu schrubben und neue Features anzubringen: aus LKW-Planen genähte Überzüge für die Tür am Niedergang, die das Schiffsinnere vor Kälte schützen sollen sowie einen Schutzüberzug fürs Dinghy - das Schlauchboot -, das auf dem Vordeck liegt.
Am Mittwoch, den 23. April fuhren wir mit unseren Klapprädern über die Insel zur Nordseite in den 12 km entfernten Hauptort Samos. Über Kilometer stieg die Straße mal mehr, mal weniger steil an. Manchmal mussten wir auch schieben, obwohl das Klapprad mit neun Gängen eigentlich gut ausgestattet ist. Die letzten vier Kilometer wand sich die Straße dann in Serpentinen steil nach unten zum Meer hin mit schönen Ausblicken auf die Inselhauptstadt.


Samos liegt am Ende einer langgestreckten Bucht und hat uns mit einer sehr angenehmen Atmosphäre überrascht.

Hier genossen wir ein spätes Mittagessen und anschließend einen Cappuccino auf dem zentralen Platz „Pythagoras Vathy“.

Am Nachmittag besuchten wir noch das Archäologische Museum, das einige imposante Ausstellungsstücke beherbergt. Allen voran die 4,75 m große, marmorne Statue eines nackten Jünglings - eines sogenannten Kuros - aus archaischer Zeit (6. vorchristliches Jahrhundert), das Werk eines samischen Künstlers.


Gefunden wurde die Statue bei Ausgrabungen im Heraion von Samos, einem der Gattin des Zeus gewidmeten Heiligtums, das sich auf der Südseite der Insel nahe Pythagorio befindet. Es dauerte elf Jahre, bis alle jetzt ausgestellten Teile der Statue gefunden worden waren. Ein Teil war beispielsweise in einer Mauer verbaut worden, ein anderes als Trittstufe in einer Zisterne verwendet worden. Das geschah bereits zu hellenistischer Zeit, also in den drei letzten Jahrhunderten vor Christus. Auch die alten Griechen recycelten schon!
Im 7. und 6. Jh. v. Chr. gehörte Samos zu den führenden Seehandelstädten Griechenlands. Keine andere griechische Ausgrabungsstätte ist deshalb auch so reich an ausländischen Fundstücken wie das Heraion. Besonders intensive Handelsbeziehungen bestanden zu Ägypten, Zypern und Vorderasien.

Diese kleine Skulptur des ägyptischen Gottes Bes mit Tamburin, auf den Schultern eines Doppelflötenspielers, gefiel mir besonders gut.
Wie bisher alle archäologischen Museen auf den griechischen Inseln schloss auch dieses schon am frühen Nachmittag. So machten wir uns nach einer Stunde auf den Rückweg zum Hafen. Für die ersten steilen vier Kilometer gönnten wir uns ein Taxi. Die restliche Fahrt war reiner Genuss!
Am Donnerstag, den 24. April fuhren wir unter Motor an der Südküste von Samos entlang nach Ormos Marathokampou, wo wir schon einmal Halt gemacht hatten. Die familiäre Atmosphäre dieser kleinen Marina gefiel uns gut. Nachmittags machten wir uns dann auf den Weg und liefen zum Ort Marathokampos, der drei Kilometer über dem Hafen in den Bergen liegt. Hier war der Weg das Ziel:


An der Kirche im Ort fiel uns eine aufgehängte Strohpuppe auf. Sie stellt den Verräter Judas Iskariot da. Besonders auf den Inseln und in ländlichen Gebieten gibt es den Brauch, eine solche Strohpuppe an Ostern aufzuhängen und sie später zu verbrennen - als symbolische Strafe für den Verrat an Jesus.
